Eine neue Studie im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zeigt, dass ohne eine Verringerung der Tierbestände in der EU das Pariser Klimaziel nicht mehr eingehalten werden könne. Die von CE Delft durchgeführte Untersuchung offenbart demnach auch, dass die derzeitigen Pläne zur Reduzierung der Methanemissionen aus der Landwirtschaft unzureichend sein dürften. Die DUH fordert entsprechend verbindliche Ziele zur Methanreduzierung, die sich an den wissenschaftlichen Empfehlungen orientieren.
Landwirtschaft verursacht Emissionen von 50 Kohlekraftwerken
Methan ist ein starkes Treibhausgas, das zur globalen Erwärmung beiträgt, und die Verringerung der Emissionen ist entscheidend für die Abschwächung der Auswirkungen des Klimawandels. Bei der Aufzucht und Schlachtung von Tieren entstehen große Mengen an Methan, was sie zu einer der Hauptquellen von Methanemissionen in der EU macht.
„Der Landwirtschaftssektor ist die größte Quelle von Methanemissionen in der EU. Er ist für 8 Mio. Tonnen Methan pro Jahr oder 53 % der gesamten Methanemissionen der EU verantwortlich. Das entspricht den Gesamtemissionen von 50 Kohlekraftwerken, wenn man von vorsichtigen Berechnungen ausgeht“, heißt es in dem Report. „Dennoch gibt es in der EU nur sehr wenige Maßnahmen, um die Emissionen aus der Fleisch- und Milchindustrie zu bekämpfen“. Es gelte also, die Emissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren, was laut der neuen Studie mit einer Abnahme der Zahl der Tiere einhergehe, die für Lebensmittelzwecke gehalten werden.
Um das im Pariser Abkommen festgelegte 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müsse die Europäische Union Maßnahmen ergreifen, um die Methanemissionen bis 2030 um 45 Prozent zu reduzieren. Mit den bisherigen Maßnahmen würde man lediglich eine Reduzierung von 13,4 Prozent erreichen. „Deshalb muss Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir endlich konkrete Ziele zur Methanminderung festlegen. Es fehlt aktuell an einer Zielvorgabe, einem Zeitplan und der Festlegung geeigneter Maßnahmen, wie dies erreicht werden soll“, erklärt Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der DUH in einer Stellungnahme.
Auch Verbraucherverhalten müsste angepasst werden
Für ihre Studie untersuchten die Forscher mögliche Einsparungspotenziale für Methan in der EU. Hierzu wurden die Sektoren Landwirtschaft, Energie und Müll analysiert. Daraufhin wurden Szenarien aufgestellt, die mögliche Maßnahmen berücksichtigten, wie etwa gesündere Ernährungen der Verbraucher, Erneuerungen von Maschinen oder einer Abnahme der Lebensmittelverschwendung. Sollten alle Faktoren zusammen tatsächlich maximal-effizient umgesetzt werden können, so läge das Methan-Reduzierungspotenzial zwischen 2020 und 2030 bei 49 bis 68 % und damit deutlich höher als die notwendigen 45 %.
Dass es für ein Erreichen der definierten Ziele trotz vieler Puzzlestücke vorwiegend auf eine Anpassung der Tierhaltung ankommen dürfte, ist laut Müller-Kraenner allerdings offensichtlich: „Die Haltungsformkennzeichnung und die Anpassung des Förderrechts sind Bausteine, reichen allein aber nicht aus, um genug Methan einzusparen. Ohne eine deutliche Minderung der Tierzahlen wird es nicht gehen. Dies zeigt die aktuelle Studie eindeutig.“
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