Ein Schwarzes Loch zieht einsam durch die Milchstraße und jetzt haben Forscher es entdeckt. Zum ersten Mal gelingt Astronomen ein solcher Fund. Wie die Wissenschaftler im Fachmagazin Astrophysical Journal berichten, handelt es sich um das erste stellare Schwarze Loch seiner Art, das in der Milchstraße ohne Begleiter umherschwebt und nun vermessen werden konnte.
Ein erhellter Stern verrät das Geheimnis
Die Physiker gehen davon aus, dass es einer Vielzahl solcher Schwarzer Löcher im Universum geben müsste. Aufgrund ihrer geringen Größe von wenigen Sonnenmassen und der Tatsache, dass sie kein Licht abstrahlen, ist es kaum möglich sie zu entdecken, geschweige denn zu beobachten. Bislang konnte daher kein einziges stellares Schwarzes Loch nachgewiesen und bestätigt werden.
Der jetzige Fund wurde auch nur durch einen Zufall möglich. So soll das Schwarze Loch an einem Stern vorbeigezogen sein, der das Geheimnis preisgab. Über Monate erschien der Himmelskörper stark erhält, was auf den Mikrolinseneffekt zurückzuführen sei. Dies erklärten die Forscher vom Kailash Sahu Space Telescope Science Institute in einer Veröffentlichung. Dieser Effekt wird durch die extreme Gravitation eines Himmelskörpers ausgelöst, die Lichtstrahlen ähnlich wie in einer Linse verbiegen kann. So kann die Leuchtkraft des Sterns verstärkt werden, was im Jahr 2011 hier auf der Erde registriert wurde.
270 Tage Helligkeit
270 Tage lang sei der Stern, der in einer dicht besiedelten Region der Milchstraße in Richtung des Zentrums der Galaxie zu finden ist, deutlich heller gewesen als sonst. Das Weltraumteleskop Hubble bestätigte die ersten Eindrücke und lieferte weitere Messungen. Mithilfe der neuen Daten konnten die Wissenschaftler ein Objekt ermitteln, dass die Masse von etwa 7,1 Sonnenmassen aufweisen müsste. Diese Größenordnung könne nur realistisch einem Schwarzen Loch zuzuordnen sein. Ein großer Stern wäre sichtbar und die leuchtschwachen weißen Zwerge oder Neutronensterne weisen in der Regel eine deutlich geringere Masse auf.
Die Forscher benennen in ihrer Publikation auch die Möglichkeit eines Doppelsternsystems, das aber auch nur einen derartigen Mikrolinseneffekt auslösen könnte, wenn ein Schwarzes Loch Teil des Systems wäre. Für sonderlich wahrscheinlich halten die Astronomen dieses Szenario allerdings nicht. Was bleibt ist die Erklärung eines einzelnen stellaren Schwarzen Lochs, dass im All seine Kreise zieht. Es soll sich in einer Entfernung von rund 5200 Lichtjahren befinden und mit einer weit höheren Geschwindigkeit unterwegs sein als sämtliche anderen Himmelskörper.
100 Millionen Schwarze Löcher in der Milchstraße
Ein solches Schwarzes Loch entsteht, wenn ein massereicher Stern stirbt. Ohne umliegende Masse, die beim Sog erhellt werden würde, bleibt der sonderbare Himmelskörper nahezu unsichtbar. Jedoch gehen die Wissenschaftler davon aus, dass es zahlreiche Schwarze Löcher dieser Art geben müsse, nachdem ihr Ursprung, die massereichen großen Sterne, ebenfalls in großer Anzahl vorzufinden ist.
Wie ein Astronomen-Team aus Italien jüngst berichtete, könnte es im beobachtbaren Universum gar 40 Trillionen solcher Schwarzen Löcher geben. 100 Millionen könnten allein in unserer Heimatgalaxie umherschwirren. Moderne Teleskope sind weitaus besser auf den Mikrolinseneffekt ausgerichtet, wovon sich die Forscher in Zukunft präzisere Ergebnisse und weitere Erkenntnisse versprechen.
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