Elefanten in Äthiopien werden durch zehntausende illegaler menschlicher Siedlungen bedroht. Wie eine von der University of Oxford und der Born Free Foundation ausgeführten Satellitenanalyse des Babile Elephant Sanctuary zeigt, sollen im Osten des Landes gefährdete Elefantenpopulationen durch den Menschen weiter Lebensraum verlieren und somit gar vom Aussterben bedroht sein.
Menschen breiten sich immer weiter aus
Die Forscher der Oxford School of Geography and the Environment und von der Born Free Stiftung fanden heraus, dass in den 11 Jahren bis 2017 die Zahl der illegalen Häuser in dem besagten Gebiet von 18.000 auf mehr als 50.000 gestiegen ist. Entsprechend hat sich die Zahl deutlich mehr als verdoppelt.
Davon befinden sich rund 32.000 Häuser in dem eigentlich geschütztem Areal, in dem Elefanten vorkommen. Der Fortbestand der mächtigen Tiere sei dadurch akut gefährdet. Das Schutzgebiet beherbergt Afrikas nordöstlichste Population afrikanischer Savannenelefanten – eine von nur sechs in Äthiopien anerkannten Populationen.
Nur noch 250 Elefanten im Schutzgebiet
Die Ausbreitung der Menschen ist einem erheblichen Notstand im Land geschuldet. Die Bevölkerung ist bis heute auf 110 Millionen angewachsen, was zu einem chronischen Landmangel und einem hohen Bedarf an natürlichen Ressourcen führe. Bereits frühere Studien haben ergeben, dass in Äthiopien die Integrität und Wirksamkeit vieler Schutzgebiete durch zunehmenden menschlichen Druck, unzureichende staatliche Unterstützung und zivile Konflikte beeinträchtigt werden.
„Die Situation im Babile Elephant Sanctuary ist kritisch. Es gibt jetzt nur noch rund 250 Elefanten. Ohne eine rasche Lösung der vielen menschlichen Probleme, die Druck auf die Elefanten ausüben, ist es schwierig, eine Zukunft zu prognostizieren, in der diese Elefantenpopulation überlebt“, so Emily Neil, Forscherin an der University Oxford in einer Pressemitteilung.
Forscher fordern Maßnahmen
Die starke Belastung der Elefantenpopulation durch den Menschen komme laut Forschern aus verschiedenen Richtungen. Zwischen 2015 und 2019 etablierte die Born Free Foundation ein Feldprojekt im Schutzgebiet und mobilisierte Ranger der Ethiopian Wildlife Conservation Authority, um die Savannenelefanten täglich zu überwachen. Dies half den Forschern, das Verbreitungsgebiet des Elefanten besser zu verstehen. Dabei wurde auch deutlich, dass neben der Wilderei auch der natürliche Konflikt um Lebensraum und Ressourcen zwischen Mensch und Elefant eine wesentliche Ursache für die Sterblichkeit der Tiere ist.
Vor dem Hintergrund einer wachsenden ländlichen Bevölkerung, die in einer Umgebung von knappen natürlichen Ressourcen, chronischer ziviler Instabilität, Armut und Ernährungsunsicherheit lebt, fordern die Wissenschaftler nun konkrete Maßnahmen im Bereich der Umwelt-, Armuts- und Sicherheitsproblematiken im Schutzgebiet.
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