
Im Kampf um den Klimawandel steht die Nachhaltigkeit in einem beständigen Fokus. Um ein Überleben und die Zufriedenheit der Bevölkerung zu sichern, muss ein Land jedoch deren Grundbedürfnisse decken. Dass diese beiden Prinzipien heute leider immer noch nicht Hand in Hand gehen, zeigt jetzt eine britische Studie, die Daten zum nachhaltigen Wachstum von 148 Ländern vergleicht und zu einem schockierenden Ergebnis kommt.
148 Länder am Pranger
In ihrer Untersuchung, die die Forscher im Fachjournal „Nature Sustainability“ veröffentlichten, verglichen sie das Gleichgewicht aus sozialen und ökologischen Faktoren. Dabei wurden Daten für die vergangenen 30 Jahre ausgewertet, sowie Vorhersagen bis 2050 getätigt. Das Ergebnis ist erschreckend. Nicht ein einziges Land konnte in den letzten 30 Jahren die Bedürfnisse der Bevölkerung decken, ohne die Ressourcen übermäßig zu verbrauchen.
Der Hauptautor Dr. Andrew Fanning äußerte sich zu der Problematik in einer Pressemitteilung der Universität in Leeds: „Jeder Mensch braucht ein ausreichendes Maß an Ressourcen, um gesund zu sein und in Würde an der Gesellschaft teilzuhaben, aber wir müssen auch dafür sorgen, dass der weltweite Ressourcenverbrauch nicht so hoch ist, dass wir einen Klima- und Umweltkollaps verursachen“.
Dabei sehen die Forscher auch gerade reiche Länder in der Verantwortung. Co-Autor Dr. O’Neill mahnte in der Mitteilung: „Die aktuellen Trends deuten darauf hin, dass die reicheren Länder ihren Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren müssen, um eine kritische planetarische Degradation zu vermeiden, während die ärmeren Länder ihre soziale Leistung rasch steigern müssen, um kritische menschliche Entbehrungen zu beseitigen. Länder mit hoher sozialer Leistung, wie Deutschland und Norwegen, werden oft als internationale Vorbilder angeführt, aber sie haben einen Ressourcenverbrauch, der massiv reduziert werden muss, um einen fairen Anteil an den planetarischen Grenzen zu erreichen.“
11 Prioritäten
Für ihre Untersuchungen analysierten die Forscher die Länder anhand von 11 sozialen Prioritäten, die den Zielen der Vereinten Nationen zu nachhaltiger Entwicklung ähnelten, welche in keinem Land unterschritten werden sollten. Inhalten sind darin insbesondere die Lebenserwartung, der Zugang zu Energie und die Qualität der Demokratie.
Gleichzeitig wurden planetarische Obergrenzen definiert, welche einen Zusammenbruch des Klimas verhindern könnten und verglichen, wie diese in den einzelnen Ländern eingehalten werden. Darunter definierten die Forscher Faktoren wie Klimawandel, extreme Düngernutzung oder Landsystemveränderungen.
Hauptautor Fanning kommentierte die Problematik: „Beunruhigenderweise haben wir festgestellt, dass die Länder dazu neigen, ihre fairen Anteile an den planetarischen Grenzen schneller zu überschreiten, als sie die sozialen Mindestschwellen erreichen.“
Ein bitterer Ausblick in die Zukunft
Um einen Blick in die Zukunft zu wagen, projizierten die Forscher anhand der Daten die Entwicklung in einzelnen Ländern bis in das Jahr 2050 und zeichneten diese auf einer Karte ein. So kam heraus, dass nicht nur kein Land in den letzten 30 Jahren den Balanceakt zwischen Rohstoffausbeutung und Deckung der Bedürfnisse geschafft hat, sondern dass es nach jetzigem Stand auch kein Land bis 2050 erreichen könnte.
Co-Autor der Studie und Wissenschaftler an der autonomen Universität Barcelona, Dr. Jason Hickel, sprach in der Pressemitteilung einen Appell aus: „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die neoliberale Politik, die dem globalen Süden in den letzten vier Jahrzehnten aufgezwungen wurde, keine sinnvollen Ergebnisse gebracht hat. Unser bestehendes Wirtschaftssystem nutzt die Ressourcen, um den Konsum der Eliten und die Interessen der Unternehmen zu unterstützen, anstatt die Grundbedürfnisse zu befriedigen. Das muss sich dringend ändern.“
Bild von Jude Joshua auf Pixabay