
In der Welt der Tiere gibt es ebenso wie bei den Menschen Konflikte und Auseinandersetzungen. Ein neues internationales Forschungsprojekt beschäftigt sich nun mit der Kriegsführung innerhalb von Tiergesellschaften und wirft Licht auf die evolutionären Gründe für solche Auseinandersetzungen.
Konflikte und Kooperationen als Konsequenz natürlicher Selektion
Das Projekt „Intergroup conflict and the evolution of animal societies“ zielt darauf ab, zu verstehen, wie und warum Gruppen von Tieren derselben Art miteinander kämpfen. Durch die Fokussierung auf kriegerische Arten – wie Mangusten und Termiten – erhoffen sich die Forscher, Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie die Evolution zu extremer Aggression zwischen Gruppen führen kann, welche Konsequenzen dies hat und welche Faktoren zu Frieden führen können. Dabei möchten die Wissenschaftler insbesondere verstehen, warum Gewalt zwischen rivalisierenden Gruppen in einigen Arten entsteht und in anderen nicht.
„Ein herausragendes Problem in der Evolutionsbiologie ist zu erklären, wie kooperative Gruppen durch natürliche Selektion entstehen“, so Forschungsleiter Professor Michael Cant in einer Pressemitteilung. „Klassische Forschungen zu dieser Frage haben gezeigt, dass Faktoren innerhalb der Gruppe, wie Verwandtschaft und Gegenseitigkeit, Altruismus fördern können. Doch es gibt nun erhebliche Beweise aus der Forschung an Menschen und anderen sozialen Tieren, dass Konflikte zwischen Gruppen – oder Kriegsführung – ebenfalls einen tiefgreifenden Einfluss auf das Sozialverhalten ausüben können“.
Forschung im Feld und Labor
Die Forscher wurden mit einer Förderung über drei Millionen Euro aus dem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) ausgestattet. Mit diesem Kapital möchten die Wissenschaftler der Universität Exeter, sowie der Universitäten Cambridge, York, Swansea und Bielefeld zunächst eine wilde Population von Zebramangusten in Uganda und eine Laborpopulation von Dampfholztermiten in Cornwall untersuchen. Dabei hoffen sie auch auf Rückschlüsse auf die Rolle von Konflikten als Teil der natürlichen Evolution. „Intergruppenkonflikte könnten im Prinzip eine grundlegende prägende Kraft in der Evolution von Tiergesellschaften sein, die nicht nur das Verhalten, sondern auch die Lebensgeschichte und die soziale Organisation prägt“, so Cant weiter. „Wir werden diese Hypothese durch eine integrierte Theorie-, Feld- und Laborstudie unter Verwendung von zwei Tiergesellschaften als Modellsysteme testen“.
Dabei hoffen die Soziologen auch Rückschlüsse auf den Menschen. Das Ergebnis soll der Wissenschaft dabei helfen, zu verstehen, wie sich soziale Lebensformen und Gesellschaften entwickeln.