Die Entfernung invasiver Ratten und die Wiederherstellung der natürlichen Vegetation auf abgelegenen Inseln könnten Hunderttausende von Brutpaaren von Seevögeln zurückbringen: Dies ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Lancaster University, die in der Fachzeitschrift Conservation Biology veröffentlicht wurde.
Brutpaare könnten sich vervielfachen
Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Chagos-Archipel im Indischen Ozean und modellierten drei Szenarien, in denen invasive Ratten von 25 Inseln entfernt und die natürliche Vegetation in unterschiedlichem Ausmaß wiederhergestellt wurde. Ihre Berechnungen ergaben, dass bei einer Entfernung der Ratten die Populationen von Noddi-Seeschwalben, Feenseeschwalben und Rotfußtölpeln auf fast 24.000 Brutpaare ansteigen könnten – eine 18-fache Zunahme. Bei einer Wiederherstellung der natürlichen Vegetation auf der Hälfte der Inselflächen könnte die Zahl der Brutpaare sogar auf 83.000 steigen, und sollten drei Viertel der Inselflächen wieder in ihren Ursprungszustand versetzt werden können, wären mehr als 280.000 Brutpaare möglich.
„Wir wissen, dass invasive Arten wie Ratten verheerende Auswirkungen auf einheimische Seevogelpopulationen haben – sie fressen die Eier, die Küken und manchmal sogar die erwachsenen Vögel“, kommentiert Hauptautorin Dr. Ruth Dunn von der Universität Lancaster die Studie in einer Mitteilung. „Es hat sich gezeigt, dass Wiederherstellungsprojekte, bei denen invasive Arten wie Ratten entfernt werden, wirksam sind. Wenn jedoch nur begrenzte Ressourcen für die Planung von Projekten zur Wiederherstellung von Inseln zur Verfügung stehen, ist es auch wichtig zu wissen, dass bei der Wiederherstellung von Seevogelpopulationen genügend Fische im Meer vorhanden sind, die sie jagen und fressen können – insbesondere, da Bedrohungen wie Überfischung und Klimawandel die Fischpopulationen unsicherer machen“.
Auch Fischpopulationen könnten profitieren
Um die Auswirkungen ihrer Idee zu untersuchen, berechneten die Wissenschaftler den Energiebedarf der wiederhergestellten Seevogelpopulationen und die verfügbaren Beutefischmengen. Die Gewässer um den Chagos-Archipel enthalten Naturschutzgebiete mit eingeschränkter Fischerei, was sich auf die Verfügbarkeit von Beutefischen für die wiederhergestellten Seevogelpopulationen ausgewirkt haben könnte, so die Forscher. Eine Erholung der Bestände könnte einen positiven Kreislauf für das Ökosystem nach sich ziehen. So haben frühere Studien des Forscherteams bereits gezeigt, dass Seevögel eine entscheidende Rolle beim Nährstoffkreislauf von den Tiefen des Ozeans auf die Inseln und dann auf die umliegenden Korallenriffe spielen. Die Vogelexkremente, bekannt als Guano, tragen Stickstoff und Phosphor ein, wichtige Nährstoffe, die in die umliegenden Meere gelangen und die Korallenriffumgebungen düngen.
Laut den Wissenschaftlern würde eine Zunahme der Zahl der Seevögel einem Anstieg des Stickstoffeintrags durch Seevogelkot von 78 Tonnen pro Jahr auf 170 Tonnen pro Jahr entsprechen, was die Fischbiomasse in den Riffen um 52 Prozent erhöhen dürfte – das entspricht etwa 50.000 Tonnen mehr Rifffischen rund um die Inseln. Coautor Professor Nick Graham erläutert die Bedeutung der Studie: „Diese Ergebnisse unterstreichen die wichtige Rolle, die die Wiederherstellung von Inseln nicht nur bei der Stärkung gefährdeter Seevogelpopulationen, sondern auch bei der Verbesserung der Widerstandsfähigkeit der angrenzenden Korallenriffe gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels spielen kann“.
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