Am Montagmittag erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier, dass sich der Bund über die Kreditanstalt KfW mit 300 Millionen Euro an der Biotechfirma CureVac beteilige. In den letzten Monaten sind weltweit mehr als 130 Covid-19-Impfstoffprojekte angelaufen. Das Unternehmen CureVac mit Sitz in Tübingen könnte eine entscheidende Rolle spielen.
Noch nie in der Geschichte beteiligte sich die deutsche Bundesregierung in derartiger Größenordnung an einem Biotechunternehmen. Zwar betonte Wirtschaftsminister Altmaier, dass er ein großer Anhänger der globalen Marktwirtschaft sei. Allerdings gebe es bestimmte Zukunftstechnologien, bei denen Deutschland nicht untätig bleiben dürfe. Das Ergebnis sei gut für das Unternehmen, aber auch für den Standort Deutschland sowie die Bürger, so der Minister. Dietmar Hopp, Hauptanteilseigner der CureVac AG, begrüßt die Investitionen des Staates: „Ich freue mich, dass auch von staatlicher Seite die Bedeutung der Biotechnologie erkannt und diese Schlüsselindustrie über die frühe Forschung hinaus unterstützt wird“.
Durch den Erwerb einer Bundesbeteiligung soll sichergestellt werden, dass das Unternehmen nicht ins Ausland abwandert. Die Übernahme ausländischer Investoren berge die Gefahr, so das Bundesfinanzministerium in einer Mitteilung an den Bundestag, dass ein künftig durch CureVac entwickelter Impfstoff gegen Covid-19 Deutschland und Europa nicht zur Verfügung gestellt werde.
Studienlage und Entwicklungsstand
Auf der Internetpräsenz des Biotech-Unternehmens informieren die Tübinger über den aktuellen Stand der Forschung. Demnach setzt CureVac im Kampf gegen Covid-19 auf den natürlichen Botenstoff mRNA, welcher die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen beinhalte. Jener wiederum werde mit „Informationen über ein Protein des Coronavirus programmiert und in die menschlichen Zellen injiziert […] Auf diese Weise ahmen wir die natürliche Virusinfektion nach und aktivieren den körpereigenen Abwehrmechanismus“. Bereits seit dem Jahr 2017 forscht das Unternehmen am Coronavirus respektive an MERS.
Mitte Mai gab CureVac bekannt, dass der Coronavirus-Impfstoffkandidat positive präklinische Ergebnisse bei niedriger Dosierung zeige. Die klinische Phase mit Menschen könne wiederum im Juni begonnen werden. Eine klinische Phase 2-Studie mit mehreren tausend Teilnehmern sei hingegen im Herbst dieses Jahres anberaumt. Ferner erwarten die Forscher, dass erste Ergebnisse bereits wenige Wochen nach Versuchsbeginn vorliegen.
Europa steigt bei Rennen um Impfstoff mit ein
Indes äußert CureVac, im Falle eines erfolgreichen Studiendurchlaufs jährlich mehrere hundert Millionen Dosen an RNA-Material herstellen zu können. Zudem werde in den nächsten zwei Jahren eine weitere Produktionsanlage in Betrieb genommen. Dies habe zur Folge, dass die herstellbare Stückmenge auf mehr als eine Milliarde pro Jahr ansteige.
Zwar scheinen die Aussichten durchaus erfolgsversprechend. Dass CureVac tatsächlich vor anderen Biotech-Unternehmen einen einsetzbaren Impfstoff entwickelt, ist dennoch ungewiss. Die politischen Entscheidungsträger setzen nicht zuletzt deshalb auch auf andere Konzerne und Forschungseinrichtungen. So schlossen Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande einen Vertrag mit dem Pharmaunternehmen AstraZeneca, um für die EU-Staaten bis zu 400 Millionen Dosen eines Impfstoffes zu bestellen, welcher sich ebenfalls in der Entwicklung befindet. „Viele Länder der Welt haben sich schon Impfstoffe gesichert, Europa noch nicht“, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn betonte.
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