Zahlreiche Branchen wurden aufgrund der Maßnahmen im Angesicht der Corona-Krise stark in Mitleidenschaft gezogen. Nun zeigt eine neue „Deloitte“-Studie, dass die Auswirkungen auf die Automobilindustrie besonders stark sein könnten. Demnach sei es möglich, dass die Folgen der Pandemie die zu erwartenden Strafzahlungen in den Jahren 2020-2026 um rund 36 Prozent erhöhen.
Die Forscher gehen davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis sich die Auto-Absatzzahlen von der Pandemie erholen werden. Für das Jahr 2020 prognostizieren diese einen Rückgang von 20 Prozent. Allerdings gelte dies nicht für alle Antriebsarten. Der Trend zu E-Autos werde weiter anhalten, die Maßnahmen der Bundesregierung in Gestalt des Konjunkturpaketes für elektrisch betriebene Fahrzeuge verstärke diesen sogar.
Gleichzeitig sei es so, dass die CO2-Strafzahlungen ansteigen. Nach der Argumentation der Studienautoren planen die Auto-Konzerne, verstärkt auf elektrifizierte Modelle zu setzen, um die Strafgebühren zu umgehen respektive zu verringern. Allerdings habe die Corona-Krise zu Produktionsverzögerungen geführt. Weiterhin könnten sinkende Einnahmen zu einem Investitionsstopp führen. In Folge dessen gelänge es den Unternehmen nur unzureichend, die Strafen zu umgehen. Insgesamt – wie eingangs erläutert – erhöhen sich demnach die Kosten für Vertreter der Automobilindustrie um 36 Prozent. Jene Hersteller, die bereits frühzeitig auf umweltfreundliche Antriebsarten gesetzt haben, könnten ihren Vorsprung unterdessen vergrößern.
Milliardenstrafen in Sicht
Insbesondere ab dem Jahr 2021 gelten innerhalb der Europäischen Union weitaus strengere Grenzwerte. Die Neuwagenflotte jedes Herstellers darf ab diesem Zeitpunkt nicht mehr als 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausschütten. Sollten die Automobil-Konzerne so weitermachen wie bisher, dann blühen diesen Strafzahlungen in Höhe von 14,5 Milliarden Euro, wie aus einer Erhebung der Unternehmensberatung „PA Consulting“ hervorgeht. Ungeachtet der Absehbarkeit der Gesetzesänderung erhöhte sich der CO2-Flottenausstoß innerhalb der letzten Jahre signifikant. Schuld hieran sei die Tatsache, dass PS-starke Autos und schwere SUVs vermehrt nachgefragt beziehungsweise verkauft werden.
Zwar werden 2021 voraussichtlich alle 13 führenden Hersteller Strafzahlungen zu begleichen haben. Dennoch, so die Studie, seien nicht alle Autobauer gleichermaßen betroffen. Am härtesten könne es demnach Volkswagen treffen. Alleine den Wolfsburgern drohen Strafen von rund 4,5 Milliarden Euro. Vergleichsweise gering könnten die Strafzahlungen hingegen bei Toyota sowie Jaguar-Land-Rover ausfallen. Hier prognostizieren die Experten eine zu begleichende Summe von 18 bzw. 93 Millionen Euro.
Industrie vor großen Umwälzungen
Wie European Scientist am Donnerstag berichtete, könnte sich die Automobil-Branche in den nächsten Jahren regelrecht revolutionieren. Und zwar dergestalt, dass Benziner und Diesel zunehmend von alternativen Technologien verdrängt werden. Insbesondere die Marktdurchdringung von Wasserstoff-Fahrzeugen könnte stark ansteigen.
Umweltschutzverbände begrüßen die Entwicklung. Die drohenden Strafen könnten zu einem Umdenken der Konzerne führen, so die Annahme. Vertreter der Automobilindustrie bemängeln indes, dass die Maßnahmen zu einer Wettbewerbsverzerrung führen. So spricht Daimler-Betriebsratschef Michael Brecht davon, dass die politischen Entscheidungsträger einen Geschäftsbereich zum Sterben verurteilen, an dem 95 Prozent der Arbeitsplätze der deutschen Automobilindustrie hängen.