Wie eine neue Studie des Entomologischen Verein Krefeld zeigt, können Pestizidbelastungen auch in Insekten auftreten werden, die sich inmitten von Naturschutzgebieten befinden. Die Forscher der Universität Landau, unter der Leitung von Dr. Carsten Brühl, konnten die Insektenschadstoffe in Mischproben aus den geschützten Gebieten nachweisen und veröffentlichten ihre Ergebnisse gestern im Fachjournal „Nature„.
47 verschiedene Schadstoffe identifiziert
Die Zahl und Artenvielfalt der Insekten in Deutschland befinden sich seit Jahren im Rückgang. Bilder aus China, in denen Arbeiter künstlich Pflanzen befruchten, zeichnen ein erschreckendes Bild. In diesen Gebieten ist die Zahl der Bienen so stark zurückgegangen, dass ohne menschliches Einwirken die Bestäubung der Pflanzen nicht mehr in einem angemessenen Maß stattfinden kann. In Deutschland sollen deswegen Naturschutzgebiete einen Rückzugsort für Insekten und andere Lebewesen bilden, in denen sich ihre Bestände erholen können. Dass dies wohl in der Theorie besser funktioniert als in der Praxis, zeigt jetzt die neue Studie der Forscher. Viele geschützte Gebiete sind klein und von stark industrialisierten oder landwirtschaftlich genutzten Flächen umschlossen. Mit Auswirkungen für die geschützten Lebewesen.
Für ihre Untersuchungen nutzen die Forscher ein Verfahren, mit dem der Entomologische Verein schon zuvor einen erschreckenden Rückgang der Biomasse an Insekten in Deutschlands Schutzgebieten nachweisen konnte. Die sogenannte „Malaisefalle“ ist eine zeltartige Konstruktion, in der gefangene Insekten direkt in Alkohol konserviert werden. Die Lösung beinhaltet auch andere Chemikalien, die die zu untersuchenden Stoffe aus dem Körper der Insekten löst. Als die Forscher den gesammelten Alkohol auf 92 verschiedene Pestizide testeten, zeichnete sich ein erschreckendes Bild. Insgesamt konnte das Team 47 Pestizide nachweisen. Im Durchschnitt fanden sich in den Proben aus den 21 untersuchten Schutzzonen 16 Chemikalien, den Höchstwert erreichte ein Gebiet mit 27 verschiedenen nachgewiesenen Pestiziden.
Noch gravierender ist der Fakt, dass die untersuchten Naturschutzgebiete auch als FFH-Gebiete klassifiziert sind. Als Bestandteil des europäischen Naturschutzgebietssystems Natura2000, unterliegen diese dem besonderen Schutz der Europäischen Union. Wie eine Pressemitteilung des Entomologischen Verein beschreibt, beinhalten diese Gebiete „von orchideenreichen Kalkmagerrassen bis hin zu seltenen Silikatmagerrassen“ verschiedene Ökosysteme, in die die Insekten die Pestizide einschleppen.
Pestizid-Cocktails bergen große Gefahr
Auch die gefundenen Substanzen selbst stellen ein Problem dar. Unter den identifizierten Stoffen finden sich Insektizide, die normalerweise wegen ihrer „Breitbandwirkung“ eingesetzt werden. Sie töten eine Reihe an Insekten und schwächen andere. Auch Herbizide und Fungizide, also Giftstoffe gegen Pilze und Unkraut, finden sich in den Proben. Problematisch ist, dass die Wirkung dieser Cocktails oft weitgehend unbekannt ist. Zwar werden die Stoffe einer Einzelprüfung vor der Zulassung unterzogen, die Wechselwirkungen mit anderen Substanzen in Mischpräparaten können aber nur schwer eingeschätzt werden.
Wie die Schadstoffe in die geschützten Gebiete kommen konnten, zeigen Daten des Leibniz-Instituts für ökologische Raumentwicklung aus Dresden. In ihrer Raumanalyse wird deutlich, dass die Gebiete, die einem besonderen Schutz unterliegen sollten, ohne Pufferzonen von konventionell landwirtschaftlich genutzten Flächen umgeben werden. Teilweise fanden sich sogar in den Gebieten Ackerflächen, auf denen der Pestizideinsatz erlaubt war.
Den Forschern zu Folge sollten ihre Ergebnisse einen Denkanstoß geben. So äußerten sich die Koautoren Thomas Hörren und Dr. Martin Sorg der Studie: „Die aktuelle Veröffentlichung wirft auch eine ganze Reihe von Fragen auf. Zum einen nach einer ausreichend qualifizierten, interdisziplinären Naturschutzforschung? – wenn solche Daten erstmals im Jahr 2021 aufgedeckt werden. Noch viel mehr allerdings nach einer vernünftigen, wissenschaftsbasierten Raum- und Landschaftsplanung? – denn bis heute ist biodiversitätsfördernder Ackerbau ohne Pestizideinsätze sowohl innerhalb als auch am direkten Rand neben wertvollsten Schutzgebieten eine Ausnahmeerscheinung.(…) Dies sind daher die Schauplätze der Biodiversitätsschäden, die wir als Aussterbeereignisse im wahrsten Sinne des Wortes ‚Nachhaltig‘ den kommenden Generationen vererben, wenn kein wirksamer Schutz etabliert wird.“
Bild von Erich Westendarp auf Pixabay
This article is worthy of recognition and comment. I found this material attention-grabbing and engrossing. This is well-scripted and highly informative. These views appeal to me. This is how real writing is done. Thank you. Visit Us: https://www.beckandbulow.com