Die Behandlung von Krebs gehört zu den großen Herausforderungen unserer Zeit. Bisher wurden im Kampf gegen die Erkrankung vor allem Bestrahlung, Chemotherapie und Operationen eingesetzt. In Berlin gelang es Forschern einen neuen, vielversprechenden Therapie-Ansatz gegen bösartige Krebserkrankungen zu entwickeln. Bei der Immuntherapie werden T-Zellen eines Patienten darauf abgerichtet, Krebszellen zu erkennen und zu vernichten. Diese Methode wir nun in einer klinischen Studie getestet.
Maßgeschneiderte T-Zellen als Krebsbehandlung
Immuntherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen gibt es schon seit Längerem in unterschiedlichen Varianten. Einige davon gehören mittlerweile zur Standardbehandlung bei bestimmten Krebsformen. Als besonders effektiv hat sich eine Therapie mit T-Zellen erwiesen, bei der spezielle weiße Blutkörperchen „maßgeschneidert“ eingesetzt werden. Die weißen Blutkörperchen helfen bei der Erkennung körperfremder Stoffe, also auch Krebszellen. Damit sind sie ein wichtiger Faktor unserer Immunabwehr und bei der Krebsbehandlung. Für die neue Art der Immuntherapie werden einige dieser Blutkörperchen und mit einem besonderen Proteinkomplex versehen, der je nach Krebsart variiert. Diese Protein-Rezeptoren werden dann wieder in den Körper injiziert. Dort suchen sie nach Krebszellen, an die sie sich anheften und dann zerstören.
T-Zellen als Spürhunde
Im Vergleich zu Bestrahlung, Chemotherapie und Operation hat dieser Ansatz einen großen Vorteil. Denn mithilfe der adoptiven T-Zell-Therapie lassen sich auch sehr kleine und weit verstreute Metastasen aufspüren und auflösen. Die neue am Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) entwickelte Therapie-Methode wird in diesem Jahr zum ersten Mal einer klinischen Studie unterzogen. An der Berliner Charité sollen 12 bis 15 Patienten behandelt werden, um zu testen, wie effektiv die Rezeptoren Krebszellen ausfindig und unschädlich machen können.
Behandlung gegen Multiple Myelome
Bei ihnen soll die Therapie sich gegen die Krebszellen eines fortgeschrittenen Multiplen Myeloms wenden. Hierbei handelt es sich um eine schwere Krebserkrankung des blutbildenden Systems. Bis vor Kurzem war es nur möglich diese Form von aggressivem Krebs mit einer Stammzellentransplantation zu behandeln. Bei dieser Behandlungsmethode werden die Zellen des blutbildenden Systems eines Patienten gegen diejenigen eines gesunden Spenders „ausgetauscht“. Dadurch kann der Patient zwar nicht geheilt werden, aber in 20-60 Prozent der Fälle können sie mehrere Jahre lang symptomfrei leben. Nun soll erforscht werden, ob auch die adoptive T-Zellen-Therapie gegen diese Form von Krebs eingesetzt werden kann.
Hoffnung auf Remission oder Heilung
Neu ist der Ansatz des Berliner Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) durch den speziell nur auf das Multiple Myelom zugeschnittenen Protein-Rezeptor. Auch amerikanische Wissenschaftler hatten bereits eine adoptive T-Zellen-Therapie gegen Multiple Myeleome erprobt. Allerdings mit einem anderen Rezeptor. Zudem wurde gleichzeitig eine Stammzellentransplantation durchgeführt, wodurch sich nicht exakt bestimmt ließ, wie erfolgreich die beiden Methoden Behandlungserfolge erzielten. Ob der neue Therapieansatz positive Resultate erzielt wird die Studie an der Charité in Berlin zeigen. Auch wenn keine Heilung möglich sein sollte, erhofft man sich, dass damit wie bei der Stammzellentransplantation eine Linderung der Symptome und eine Verlängerung der Lebenszeit möglich werden.