Die Coronapandemie ist offiziell vorbei. Dennoch wird sie nicht nur Medizinern vermutlich immer gut in Erinnerung bleiben. Noch immer stellten sich viele die Frage, warum einige Personen Corona-Symptome hatten, möglicherweise sogar einen schweren Verlauf mit Folgeschäden, und andere mit einem positiven Ergebnis keinerlei Anzeichen einer Erkrankung.
Nun haben Wissenschaftler offenbar eine Antwort gefunden. Ein großes Team der Universität San Francisco veröffentlichte zu der Thematik eine Studie in dem Wissenschaftsmagazin Nature. Die Forscher gehen davon aus, dass eine Genmutation der Grund für diese Besonderheit sein könnte.
Schützende Genmutation
Das Team hinter Danillo G.Augusto hat es sich zu Beginn des Jahres zur Aufgabe gemacht, herauszufinden, wie die Unterschiede im Krankheitsverlauf entstehen konnten. Die Experten stießen bei ersten Untersuchungen auf eine Genmutation, die auf den Namen HLA hört. Der Immun-Genkomplex macht eine asymptomatische Infektion achtmal wahrscheinlicher als bei Menschen, die diese Genmutation nicht besitzen. In der Studie beschreibt der Chefautor:
„Studien haben gezeigt, dass mindestens 20% der mit SARS-CoV-2 infizierten Personen asymptomatisch bleiben. Obwohl sich die meisten globalen Bemühungen auf schwere Erkrankungen bei COVID-19 konzentriert haben, bietet die Untersuchung asymptomatischer Infektionen eine einzigartige Gelegenheit, frühe immunologische Merkmale zu berücksichtigen, die eine schnelle Virusabklärung fördern.“
Die Mutation schützt die Patienten bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung, indem T-Zellen des Immunsystems dazu aufgerufen werden, das SARS-CoV-Virus sehr früh zu eliminieren. Die Experten beschreiben, dass die Zellen schnell eine Übereinstimmung mit Erkältungscoronaviren fanden.
HLA tritt nur sporadisch auf
Die Experten beschreiben, dass die Reaktion, die die Genmutation bei dem Coronavirus zeigt, auch bei anderen Infektionskranken zeigen könnte: „Variationen in HLA sind mit hunderten Krankheiten verknüpft, darunter auch Infektionen.“
Um die Häufigkeit der HLA Genmutation genauer beziffern zu können, untersuchten die Wissenschaftler und Mediziner 1.428 Testpersonen, die mit dem Coronavirus infiziert waren. Von ihnen waren 136 asymptomatisch. Eine Vergleichsanalyse zeigte, dass die Mutation bei der symptomfreien Gruppe bei jedem fünften Patienten zu finden war. Bei denjenigen, die Symptome aufwiesen, war es lediglich jeder Neunte, der diese Mutation besaß.
Demnach tritt HLA vergleichsweise selten auf. Laut den Experten ist das jedoch Beweis genug dafür, dass die Mutation eine erhebliche Wirkung auf den Ausbruch der Erkrankung haben dürfte. So betonen die Forscher, dass sich die Gene an ähnliche Erkrankungen erinnern und demnach sehr schnell vor dem Virus schützen konnten: „Unsere Ergebnisse unterstreichen damit die Bedeutung einer vorab bestehenden Immunität, durch die ein Gedächtnis-Pool aus kreuzreaktiven T-Zellen bereitsteht, um die Infektion zu bekämpfen.“