
Wissenschaftler aus China und Deutschland starteten eine Studie aufgrund der Sorge, die Covid-19-Schutzimpfung könnte negative Konsequenzen auf den Verlauf von Krebsbehandlungen haben. Die Ergebnisse sprechen für das Gegenteil.
Nasenrachenkrebs im Fokus
Nasenrachenkrebs kommt hierzulande selten vor, in anderen Teilen der Erde ist er allerdings gehäuft anzutreffen. Speziell in Südostasien stellt die Krebsform ein Problem dar und ist in Taiwan sogar die Hauptursache für den Tod von jungen Männern.
Auch im Südosten von China erkranken 30 von 100.000 Menschen in ihrem Leben an der Krankheit. Deswegen haben sich chinesische und deutschen Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, die Auswirkungen der Coronaimpfung auf die Krebsbehandlung zu testen. Sie befürchteten, dass die Impfung den Erfolg von Krebsbehandlungen verringern oder starke Nebenwirkungen hervorrufen könnte. Doch das Ergebnis ihrer Studie überraschte die Forschenden.
Impfung mit CoronaVac verbessert Krebsbehandlung
Viele Krebszellen können sich in unserem Körper ausbreiten, indem sie das Immunsystem gewissermaßen „ausschalten“ und sich die Abwehrkräfte dadurch verringern. Das machen sie, indem sie einen sogenannten PD-1-Rezeptor der Immunzellen aktivieren. Nasenrachenkrebs wird üblicherweise Medikamenten bekämpft, die diese PD-1-Rezeptoren hemmen. Auf diese Weise kann der Körper die Krebszellen aus eigener Stärke bekämpfen.
Auch die Corona-Impfung stärkt die Immunantwort im Zusammenhang mit dem PD-1-Rezeptor. Deswegen war die Befürchtung groß, dass es zu Nebenwirkungen oder Beeinträchtigungen der Anti-PD-1-Behandlung kommen könnte. „Das Risiko ist vor allem bei Nasenrachenkrebs groß, weil er, wie Covid, die oberen Atemwege in Mitleidenschaft zieht“, erklärt Dr. Jian Li von der deutschen Universität Bonn in einer Mitteilung.
1500 Patienten nahmen an der Studie teil, die in 23 verschiedenen Krankenhäusern in China behandelt wurden. Durch die große Verteilung über das ganze Land und mehrere Institutionen gilt die Studie als besonders aussagekräftig. 373 Probandinnen sind zuvor mit dem Impfstoff des chinesischen Herstellers Sinovac geimpft worden. Ihre Reaktion auf die Anit-PD-1-Behandlung war signifikant besser: Ihr Immunsystem erfuhr einen stärkeren Boost als der Rest der Patienten. Außerdem gab es die gleiche Menge von starken Nebenwirkungen in der geimpften wie in der ungeimpften Gruppe.
Gründe bislang unbekannt
Momentan gehen die Forscher davon aus, dass die Impfung gewisse Immunzellen im Körper aktiviert. Im Zusammenhang mit der Anti-PD-1-Behandlung kämpfen diese Immunzellen wahrscheinlich besonders gern gegen die Krebszellen, um sie zu zerstören. Diese Theorie ist allerdings noch nicht bestätigt.
Auch ist noch nicht geklärt, warum die Zahl an Nasenrachenkrebs-Erkrankten in Südostasien so hoch ist. Es gibt jedoch mehrere Vermutungen. Unter anderem wird angenommen, dass der häufige Gebrauch von Klimaanlagen in diesen heißen und feuchten Gebieten ein Auslöser sein könnte. Aber auch die Ernährungsweise dürfte einen Einfluss haben: So gebe es womöglich einen Zusammenhang mit dem Genuss von Betelnüssen.
Bild von pearson0612 auf Pixabay, Artikel von Anna Mikulics