Eine Studie der Amercian Psychological Association befasste sich mit der Frage, ob äußere Einflüsse oder biologische Voraussetzungen für die Risikobereitschaft von Schimpansen und jugendlichen Menschen verantwortlich sind. Dabei zeigt sich: die Heranwachsenden der Arten sind gar nicht so verschieden.
Junge Affen weniger impulsiv als Teenager
Die Adoleszenz fördert generell eine Reihe von riskanten und impulsiven Verhaltensweisen. Diese besondere Phase des Lebens, die zwischen der Kindheit und dem Erwachsenenalter liegt, ist mit auffälligen Veränderungen sowie mit dem Übergang zu Unabhängigkeit verbunden. Das zeigt sich auch bei Schimpansen. Doch bisher war unklar, ob dabei dieselben kognitiven Prozesse eine Rolle spielen.
Eine Studie im Journal of Experimental Psychology untersuchte nun Entwicklungsveränderungen bei riskanten Entscheidungen und emotionalen Reaktionen auf Entscheidungsergebnisse bei Schimpansen, den nächsten lebenden Verwandten des Menschen. Dabei fanden die Psychologen heraus, dass jugendliche Schimpansen risikofreudiger sind als Erwachsene, genau wie beim Menschen.
Für die Studie haben die Wissenschaftler 40 Schimpansen im Jugendalter aus dem Tchimpounga-Schimpansenschutzgebiet in der Republik Kongo untersucht. Den Affen wurden dafür verschiedene Aufgaben zur Entscheidungsfindung gestellt. Dabei wurden der Cortisol- und Testosteronspiegel gemessen. Heranwachsende Schimpansen zeigten einige der gleichen risikofreudigen Verhaltensweisen wie menschliche Teenager, seien aber möglicherweise weniger impulsiv als ihre menschlichen Artgenossen, so die Autoren der Studie.
„Heranwachsende Schimpansen sind in gewisser Weise mit dem gleichen psychologischen Sturm konfrontiert wie menschliche Teenager“, erklärt die leitende Forscherin Alexandra Rosati, Professorin für Psychologie und Anthropologie an der Universität von Michigan. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass mehrere Schlüsselmerkmale der menschlichen Jugendpsychologie auch bei unseren engsten Verwandten, den Primaten, zu finden sind“.
Spielen die Hormone verrückt?
Die Ergebnisse de Studie erweitern die Belege dafür, dass „Menschen und Menschenaffen verschiedene Aspekte der physiologischen und verhaltensmäßigen Entwicklung“ gemeinsam haben, so Rosati. „Während des Lebensabschnitts, der der menschlichen Adoleszenz entspricht, zeigen Schimpansen rasche Veränderungen des Sexual- und Stresshormonspiegels, beginnen neue Bindungen mit Gleichaltrigen einzugehen, zeigen eine charakteristische Zunahme der Aggression und beginnen, offen um den sozialen Status zu konkurrieren“.
Trotzdem unterstreichen die Forscher die Schwierigkeit, bestimmte Kausalitäten zwischen Verhaltensmustern zu bestimmen, da Entwicklungsverläufe nicht immer klar trennbar sind. Als einen wichtigen Faktor für die Entwickler identifizierte das Team jedoch den Hormonhaushalt der Affen.
Zusammengenommen zeigen die Ergebnisse, dass einige – aber nicht alle – psychologischen Kernmerkmale der menschlichen Adoleszenz mit denen von Schimpansen vergleichbar sind. Im Gegensatz zu menschlichen Teenagern scheinen Schimpansen allerdings generell weniger impulsivere Verhaltensmuster bei Entscheidungen zu zeigen. Psychologin Alexandra Rosati und ihr Team empfehlen daher weitere Forschungen zu den wichtigen Entwicklungsphasen unserer nächsten Verwandten, die auch Auskunft über menschliche Verhaltensweisen geben können.