In einer neuen Studie der University of Washington (UW) untersuchten Forscher die Auswirkungen von COVID-19 auf das Verhalten von Vögeln. Sie stellten fest, dass das Virus zwar keine gesundheitlichen Folgen für die Tiere verursacht hat, dass aber dennoch einige Veränderungen im Verhalten der Vögel zu beobachten sind. Scheinbar scheint es ihnen auch in der asphaltierten Stadt ganz gut zu gefallen.
Untersuchung während Corona Lockdown
Die Studie, die am 11. August im Magazin Scientific Reports erschien, zeigt, dass viele Vögel während des Höhepunkts der COVID-19-Sperrungen in hoch entwickelten städtischen Gebieten genauso häufig anzutreffen waren wie in weniger entwickelten Grünflächen. Die Ergebnisse wurden am 11. August in der Zeitschrift Scientific Reports veröffentlicht. In einer Pressemitteilung schreiben die Forscher:
„Für die Menschen waren die ersten Tage der COVID-19-Pandemie eine stressige Zeit, die von Angst, Isolation, gestrichenen Plänen und Unsicherheit geprägt war. Aber für Vögel, die in den erschlossenen Gebieten des pazifischen Nordwestens leben, hat die Verringerung von Lärm und Aufregung durch die Pandemiesperrungen möglicherweise dazu geführt, dass sie eine größere Bandbreite an Lebensräumen in den Städten nutzen konnten.“
Studienleiterin Olivia Sanderfoot äußerte sich zu der Untersuchung in der Mitteilung der Universität. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass einige Vögel in der Lage waren, mehr Flächen in den Städten zu nutzen, weil unser menschlicher Fußabdruck etwas geringer war“. Bei etwa der Hälfte der beobachteten Arten hätten demnach weder die Landnutzung noch die Überdachung einen Einfluss auf die Standortnutzung gehabt. „Das ist sehr interessant, denn wir würden erwarten, dass die Frage, ob ein Lebensraum überwiegend mit Beton oder mit Vegetation bedeckt ist, etwas darüber aussagt, welche Vögel sich dort aufhalten“, so Sanderfoot weiter.
Über 900 freiwillige Forschende
Für ihre aufwendige Studie rekrutierten die Wissenschaftler bereits im Frühjahr 2020 mehr als 900 Freiwillige aus der Bevölkerung im pazifischen Nordwesten, die an der Untersuchung teilnehmen sollten. Die Freiwilligen wählten ihre eigenen Beobachtungsstandorte aus – meist Hinterhöfe und Parks, in denen sie die Vorschriften der öffentlichen Gesundheit sicher einhalten konnten – und zeichneten die Vögel auf, die sie mindestens einmal pro Woche über einen Zeitraum von 10 Minuten beobachteten. Dieser gemeinschaftswissenschaftliche Ansatz ermöglichte es den Forschern, trotz der Sperrungen im Lockdown eien große Menge an Daten zu sammeln.
Zu den 35 Arten, die die stärksten Verhaltensänderungen zeigten, gehörten einige der bekanntesten Vogelarten der Gegend, darunter Schwarzkappenmeisen, Blaureiher, Daunenspechte und Wilsonwaldsänger. Die Forscher konzentrierten sich auf insgesamt 46 Vogelarten, die während mehr als 6.000 Erhebungen beobachtet wurden.
Während die meisten Menschen das Frühjahr 2020 isoliert in ihren Häusern verbrachten, wagten sich viele im Laufe des Studienzeitraums wieder nach draußen. Als die Menschen in den öffentlichen Raum zurückkehrten und die menschlichen Aktivitäten zunahmen, verzeichneten die Freiwilligen der Studie eine Zunahme der Sichtungen verschiedener Vogelarten. Da die meisten Beobachtungen in Parks und Hinterhöfen stattfanden, die in der Regel stärker bewachsen sind, ein größeres Blätterdach aufweisen und mehr Ressourcen für Vögel bieten als andere Bereiche in Städten, könnte dies ein Hinweis darauf sein, dass diese Grünflächen ein wichtiges Refugium für Stadtvögel sind.
Die Ergebnisse deuten laut den Biologen darauf hin, dass es angesichts der zunehmenden Verstädterung der Städte wichtig ist, Grünflächen zu schaffen und zu erhalten, um die städtische Tierwelt zu unterstützen: „Die Vögel könnten sich auf dem Höhepunkt der Sperrungen woanders aufgehalten haben, weil die menschliche Aktivität nicht so störend war, und dann in diese bewachsenen Gebiete zurückgekehrt sein, als die Aktivität wieder zunahm“, so Sanderfoot. „Dies könnte uns zeigen, wie wichtig es ist, Grünflächen in unsere Städte zu integrieren. Das ist die wichtigste Erkenntnis für mich.“
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