Im Jahr 2015 beschloss die Weltgemeinschaft, die Erwärmung der Erde durch den Klimawandel zum Ende des Jahrhunderts auf „deutlich unter zwei Grad“ zu senken. Der Weltklimarat IPCC droht den ehrgeizigen Traum mit einem Sonderbericht platzen zu lassen. In einem jetzt publik gewordenen Entwurf zeigt sich deutlich: Ein Grad Erwärmung ist bereits erreicht. Ein Halten von weniger als zwei Grad ist mit den aktuellen Maßnahmen nicht möglich.
Besorgniserregender Klimawandel
Die Veröffentlichung des Sonderberichts zum Klimawandel ist für den Herbst 2018 angesetzt. Aber bereits jetzt wurde ein Entwurf der Zusammenfassung des Reports veröffentlicht. Daraus geht deutliche Skepsis der Forscher hervor, die geplanten Klimaziele mit den aktuellen Mitteln und Methoden zu erreichen. Das Gremium mit Sitz in Genf bemühte sich zu einer schnellen Stellungnahme und betonte, die veröffentlichten Schlussfolgerungen könnten sich in Folge weiterer Forschung noch ändern. Einige besorgniserregende Grundannahmen werden sich aber auch bis zum Herbst wohl nicht mehr radikal verändern. Die vielleicht wichtigste Erkenntnis ist, dass ein Grad der Erwärmung bereits erreicht ist. Die Wissenschaftler fanden keinen möglichen Weg mit den bisher eingesetzten Mitteln eine Erwärmung von weniger als zwei Grad zu halten. In von ihnen gezeichneten Szenarien steigt die Temperatur entweder über die Grenze und sinkt dann wieder, aufgrund des Einsatzes von Geo-Engineering wie zum Beispiel „negativen Emissionen“. In diesem Fall drohten zunächst extreme Veränderungen im Klima- und Energiesystem. Und ein schneller Umstieg auf Technologie zur Temperatursenkung wäre notwendig. Der überhastete Zugriff auf Ressourcen zur Erfüllung dieses Ziels könnte ebenso dramatische Folgen haben. In einem anderen Szenario stehen die Chancen für eine positive Entwicklung bei gerade mal 50 Prozent.
Risikofaktor nationaler Egoismus
Ein besonders großer Risikofaktor für den sind laut dem Entwurf der Wissenschaftler vor allem nationale Interessen. In unterschiedlichen Simulationsmodellen zeigte sich, dass ein Einfluss auf den Klimawandel dadurch torpediert werden könne, das Einzelstaaten ihre Interessen über das gemeinschaftliche Ziel zu stellen. Auch die Entdeckung oder Freisetzung von Energieressourcen, könnte die Möglichkeit zerstören, den Temperaturanstieg einzudämmen. Die Befürchtung der Klimawissenschaftlerin Katharine Hayhoe von der University of Texas: „Schon ein kleiner Energieboom in der Arktis könnte jede Chance zerstören, dass die Welt die Aufheizung unterhalb gefährlicher Niveaus begrenzt.“ Sollten zum Beispiel durch den Klimawandel vermutete Öl- und Gasvorkommen in der Polarregion freigelegt werden, könnte dies einen Energieboom und die Ausbeutung dieser Ressourcen bedeuten. Damit würde noch mehr Kohlenmonoxid ausgestoßen und die Temperaturen würden noch schneller stiegen als befürchtet.
Eine Chance besteht nur bei radikalem Umdenken
Grundsätzlich sind die Chancen gering, die ehrgeizigen Pariser Klimaziele einzuhalten, sagt der Weltklimarat. Um die drohende Gefahr einer massiven Erderwärmung zu verhindern, müssten dringend die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden. Aber die aktuellen Maßnahmen der Staaten sind bei weitem nicht ausreichend. Mit den aktuellen Vorhaben und Mitteln wird die Erwärmung im günstigen Fall auf 3,2 Grad im Jahr 2100 begrenzen. Es wird deutlich: Wenn auf den Klimagipfeln 2018 und 2019 kein gemeinsames globales Umdenken und eine effektive Veränderung der Strategien gelingt, dann ist bereits 2030 klar, dass das Vorhaben von Paris gescheitert ist. Verschiedene Berechnungen unterschiedlicher Wissenschaftler legen die entscheidende Marke alle ungefähr in diesen Zeitraum. Es sind nicht mal zwölf Jahre bis zu dieser Deadline, und bereits jetzt ist klar, bleiben die Emissionen auf dem Niveau der vergangenen Jahre, müssten ab 2026 alle danach freigesetzten Treibhausgase wieder zurückgeholt werden oder aber der Ausstoß muss spätestens ab 2031 auf 0 sinken. Beunruhigende Aussichten, die die Weltgemeinschaft zum Umdenken bewegen sollten.