Wenn es nach Professor Markus Lienkamp von der Technischen Universität München geht, dann könnten Formel 1 Autos schon im Jahr 2025 ohne Fahrer auskommen. Lienkamp, seines Zeichens Professor für Fahrzeugtechnik, hat mit einem Team an Forschern eine Software auf die Beine gestellt, die genau dies möglich machen soll.
Andere Voraussetzungen wie im Straßenverkehr
Für den Motorsport muss das Computerprogramm ganz andere Regeln befolgen als im alltäglichen Straßenverkehr, wo bereits jetzt zahlreiche autonome Fahrzeuge umherfahren. „Auf der Rennstrecke gibt es weder Verkehrsregeln noch Orientierungspunkte wie Fahrspuren, Ampeln oder Schilder“, so Lienkamp in einem Interview der TU München. „Letztlich fahren wir gegen unberechenbare Objekte, in unserem Fall sind das die anderen Rennwagen, die wir erkennen und von denen wir vorher Sie sagen müssen, wohin sie sich bewegen. Das Ganze mit Geschwindigkeiten von über 250 km/h“.
Möglich werde das durch einen anderen Fokus der Software. „Wir können das leisten, weil unsere Software sich nicht darauf konzentriert, Verkehrsregeln strikt befolgen, wie das bei anderen Herstellern der Fall ist. Stattdessen berechnet sie die Aufenthaltsanzeige der anderen Objekte und folgert daraus die optimale Lösung für die Eigenbewegung“.
Optische Signale und Wahrscheinlichkeiten
Um dies bewerkstelligen zu können, setzen die Programmierer auf klassische optische Sensoren wie Laser und Kamera und auf Radar. So ist es dem autonomen Rennwagen möglich, die Strecke zu erfassen, sowie die anderen Autos. Mittels Programm ist zusätzlich der Vorteil gegeben, dass die Strecke vorab eingespeichert werden kann. Die Technologie nutzt dann eine Form der Wahrscheinlichkeitsberechnung, um vorauszusagen, wo sich die konkurrierenden Rennwägen befinden.
Bislang haben 15 Doktoranden und vier Teamleiter als Teil des TUM Autonomous Motorsport Teams an der Entwicklung des Münchner Robo-Racers gearbeitet und dies mit Erfolg. Bei den jüngsten Wettbewerben der autonomen Rennwagen, der Autonomous Challenges in Indianapolis und auf der CES in Las Vegas, belegten die Münchner den 1. und 2. Platz.
Ob Fahrer eines Tages komplett durch die Maschine auch im Motorsport ersetzt werden könnten, sei auch eine emotionale Debatte, die vom Publikum bestimmt werden würde. Technisch schätzt Prof. Lienkamp den Fortschritt aber bereits so weit ein, dass eine baldige Teilnahme sogar an der Formel 1 möglich werden würde. „Nach unseren Erfahrungen in Indianapolis, glauben wir: Bis 2025 könnte das möglich sein“, so der Entwickler. „Wir können uns sogar vorstellen, dass wir bei einem echten Formel 1 Rennen eines unserer autonomen Fahrzeuge mitschicken, das dann gegen menschliche Profis konkurriert.“
Aktuell befinde sich das eigenständig fahrende Rennauto jedoch noch auf dem Level eines Fahrers aus dem Amateurbereich. Eine halbe Sekunde müssten die Wägen noch aufholen, um in den Profi-Bereich aufsteigen zu können. Entsprechend konservativ gibt sich der Programmier-Experte bei der Frage, ob solche Robo-Autos den Menschen in einem Wettbewerb schlagen könnten. Es dürfte, so die Einschätzung Lienkamps, noch eine ganze Weile benötigen, bis dies der Fall sein würde. „Sie müssen sich das vorstellen wie ein Schachspiel gegen den Computer. Am Anfang hat die KI darin erst einmal nur Hobby-Spieler schlagen können. Bis das beim Weltmeister möglich war, hat es ein ganzes Stück gedauert. Möglich ist es aber definitiv.“
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