Viele Technologien der Luftfahrt haben sich Ingenieur*innen von der Natur abgeschaut: Flügelspitzen, die denen eines Steinadlers ähneln, sind ein bekanntes Beispiel. Nun soll die Haut eines gefürchteten Meeresbewohners das Fliegen noch effizienter werden lassen. Die Lufthansa stattet laut Medienberichten die Boeing 777 ihrer Cargo-Flotte mit einer neuen Sharkskin-Technologie aus. Ein erstes Flugzeug hat die Beschichtung seit ein paar Monaten. Bereits Anfang nächsten Jahres sollen alle elf Flugzeuge umgerüstet sein.
Hai-Haut reduziert die Reibung und spart Ressourcen
Die Haut von Haien hilft ihnen, sich sehr effizient im Wasser fortzubewegen. Der geringe Reibungswiderstand spart kostbare Kraftreserven. Vor acht Jahren begannen bei der Lufthansa die ersten Versuche, sich diese Eigenschaften zunutze zu machen. Zwei Langstreckenflugzeuge vom Typ Airbus 340-300 wurden in Kooperation mit dem Chemiekonzern BASF an kleineren Flächen umgerüstet. Die damaligen Ergebnisse waren durchweg positiv.
Drei Jahre später hob das erste Flugzeug desselben Typs zu einem kommerziellen Flug von Frankfurt nach Montreal ab, jedoch war hier nur ein kleiner Teil des Rumpfes umgerüstet worden. 2019 stattete die Airline einen Jumbo vom Typ 747-400 mit 500 Quadratmetern Haifischhaut aus. Die EASA (Europäische Agentur für Luftsicherheit) gab grünes Licht und somit konnte das zukünftige Potential im regulären Linienverkehr geprüft werden. In den Tests an dem Langstreckenjet konnte man 0,8 % Emissionen einsparen, und das, obwohl noch nicht einmal das ganze Flugzeug umlackiert wurde.
Beachtliche Einsparungen der neuen Technologie
Die neue Struktur lässt sich mit dem Auge nicht von der herkömmlichen Lackierung unterscheiden. 50 Mikrometer große Riblets (feine Rippen mit einer scharfen Spitze) ahmen die Haut des Haies nach. Mit der verbesserten Aerodynamik verringert sich der Reibungswiderstand um bis zu einem Prozent. Dies mag auf den ersten Blick nicht nach viel klingen. Auf das Jahr gerechnet spart die Lufthansa Cargo Flotte damit jedoch rund 3.700 Tonnen Kerosin und vermeidet bis zu 11.700 Tonnen an klimaschädlichem CO2. In Flügen ausgedrückt, spart man 48 Flüge von Frankfurt nach Shanghai ein. Die Technologie steckt aktuell immer noch in den Kinderschuhen. Laut Computermodellen lassen sich mit ihr in Zukunft sogar bis zu drei Prozent an Kohlendioxid Emissionen einsparen.
„Verantwortung für Umwelt und Gesellschaft ist ein zentrales strategisches Thema für uns“, sagt Christina Foerster, Vorständin der Deutschen Lufthansa AG und verantwortlich für Nachhaltigkeit, in einer Pressemitteilung. Bis 2050 plane man bei der deutschen Airline, klimaneutral zu reisen. Die Partnerschaft mit BASF ist dabei nicht zufällig gewählt. Beide Firmen haben einen hohen Energiebedarf und müssen für die Zukunft sukzessiv Emissionen einsparen, um die Ziele der Klimaneutralität zu erreichen.
Ehrgeizige Ziele für die Zukunft
Die innovative neue Haihaut will Lufthansa Technik auch an andere Airlines verkaufen. Überzeugen will man weitere Käufer durch die einfache Anbringung und eine unkomplizierte Reparatur. BASF hat hierfür ein maßgeschneidertes Konzept vorgelegt, welches sich für andere Airlines auch abändern lässt.
„Schon seit jeher nutzen wir unsere große Expertise als Weltmarktführer für flugzeugtechnische Dienstleistungen auch dazu, einen Beitrag zur Senkung des ökologischen Fußabdrucks unserer Branche zu leisten. Dabei können wir allen Flugzeuggenerationen signifikante Einsparpotenziale bringen“, so Dr. Johannes Bußmann, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa Technik AG.
Ob die ehrgeizigen Ziele in Zukunft erreicht werden, bleibt abzuwarten. Ebenso muss sich erst noch zeigen, wie andere Airlines das neue Angebot annehmen werden. Hierzu ist bislang noch nichts bekannt.
Foto-Quelle: Lufthansa