Ein Exoplanet ist ein Planet, der einen anderen Stern umkreist. Forscher haben mithilfe des James-Webb-Weltraumteleskops nun zum ersten Mal die Existenz eines solchen Himmelskörpers nachgewiesen, das berichtet die ESA auf ihrer Webseite. Das Teleskop, das im Oktober 2021 in Betrieb genommen wurde, feiert mit der neuen Entdeckung seinen ersten großen Erfolg.
NASA Satellit entdeckt und James Webb bestätigt
Forschende des Johns Hopkins University Applied Physics Laboratory in Maryland entschieden sich für die Beobachtung des Ziels mit dem James-Webb-Teleskop, nachdem der NASA-Satellit TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite) Daten übermittelt hatte, die auf die Existenz eines Planeten hindeuteten. Webb hat es nun erstmals ermöglicht, den Planet direkt zu beobachten.
Durch die Verwendung von Infrarot- und sichtbarem Licht, konnte das Teleskop erste Untersuchungen an der Atmosphäre von LHS 475 b vornehmen. „Es steht außer Frage, dass der Planet da ist. Die makellosen Daten von Webb bestätigen dies“, so Jacob Lustig-Yaeger, einer der Leiter des Forschungsteams. Man stehe bei der Forschung felsiger Exoplaneten allerdings noch ganz am Anfang.
LHS 475 b ist ein fast erdgroßer Planet, der in einer Entfernung von 41 Lichtjahren zur Erde im Sternbild Oktant liegt. Er befindet sich in einer nicht habitablen Zone, da er wohl um einige Hundert Grad wärmer ist als die Erde, was auch daran liegt, dass er sich näher an seinem Stern befindet als Merkur in unserem Sonnensystem. Dass der Exoplanet nicht verglüht, verdankt er der relativ niedrigen Temperatur des roten Zwergsterns, die wohl um mehr als die Hälfte geringer ausfällt als die der Sonne.
Erdähnlicher Gesteinsplanet
Die Forscher bestätigten auch, dass der Planet seine Umlaufbahn in nur zwei Tagen absolviert, eine Information, die durch die präzise Lichtkurve von Webb sichtbar wurde. Die Daten zeigen außerdem, dass es sich bei dem entdeckten Planeten um einen kleinen felsigen Gesteinsplaneten handelt, dessen Oberfläche in etwa so groß wie die der Erde ist. Die Wissenschaftler sind sich jedoch noch nicht darüber einig, ob er eine Atmosphäre aufweist.
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Laut Mark Clampin, dem Direktor der Astrophysikabteilung im NASA-Hauptquartier in Washington, sei es nun erwiesen, dass „Webb uns einem neuen Verständnis von erdähnlichen Welten außerhalb des Sonnensystems immer näher bringt“. Dies erklärte der Astronom in der ESA-Veröffentlichung. „Mit seinen fortschrittlichen Technologien und seiner Fähigkeit, die Atmosphären von Exoplaneten zu untersuchen, werden uns Teleskope wie Webb helfen, die Vielfalt der Planeten in unserer Galaxie besser zu verstehen“.
Von allen in Betrieb befindlichen Teleskopen sei derzeit nur Webb in der Lage, die Atmosphären von erdgroßen Exoplaneten zu charakterisieren. Damit sei die Apparatur einzigartig und zudem das leistungsstärkste Teleskop, das jemals ins All geschossen wurde.