Der Greifvogel-Bestand in Deutschland schwindet zunehmend. Einer der möglichen Gründe hierfür ist die Aufnahme der Raubvögel von Medikamenten und Pestiziden. Dies behaupten Wissenschaftler vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin.
Zunächst konstatieren die Forscher, dass Greifvögel besonders empfindlich auf Schadstoffe reagieren. Im Rahmen einer Studie analysierten sie, welche Substanzen in 190 zwischen 1996 und 2018 aufgefundenen toten Greifvögeln auffindbar waren. Hierbei stellten sie unter anderem kritische Anreicherungen von Nagetier-Giften fest. Bei knapp einem Drittel fanden sie mehr als eines der insgesamt 6 Gifte, welche zur Bekämpfung von Ratten und Mäusen zum Einsatz kommen. Jene Gifte wiederum würden eine Bedrohung für die Raubvögel in Deutschland darstellen.
Rodentizid-Rückstände im Lebergewebe wurden hingegen bei mehr als 80 Prozent der untersuchten Habichte und Rotmilane entdeckt. Bei einigen hiervon sei die Konzentration so hoch gewesen, dass von einer akuten Vergiftung ausgegangen werden könne.
Doch auch fernab von Tierbekämpfungsmitteln konnten die Wissenschaftler andere Substanzen nachweisen. Bei etwa 14 Prozent der Tiere wurden beispielsweise Spuren des Schmerzmittels Ibuprofen identifiziert. Überdurchschnittlich häufig war dies bei Seeadlern und Habichten der Fall. Die Forscher vermuten, dass die Raubvögel jene Substanzen über Fische und andere Wasserbewohner aufnehmen. Durch das Abwasser gelangen unterschiedliche Substanzen in den Lebensraum jener Tiere. Zudem konnten sie vereinzelt auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln nachweisen.
Kritische Gemengelage
Indes zeigen diverse Erhebungen, dass die Vögel-Bestände auch jenseits von Greifvögeln stark bedroht sind. So gab es im Jahr 2016 93 Prozent weniger Kiebitz-Vögel, als noch 1980.
Die Gründe für den Rückgang scheinen vielfältig zu sein. Neben zu hohen Konzentrationen giftiger Stoffe gibt es noch weitere potenzielle Bedrohungen für die Vögel. Hierzu zählt beispielsweise der starke Rückgang der Insekten in manchen Gebieten Deutschlands. Die Intensivierung der Landwirtschaft und der damit einhergehende Verlust an Lebensraum ist ebenfalls ein kritischer Faktor.
Auch der illegale Vogelfang sowie Vogeljagden setzen den Beständen zu. Eine Gruppe von Wissenschaftlern zufolge sterben jedes Jahr etwa 25 Millionen Zugvögel durch illegale Jagd rund ums Mittelmeer. Auch in Deutschland nehmen derlei Fälle zu. Gemäß dem Komitee gegen den Vogelmord sind 26 Landkreise in 9 Bundesländern betroffen. „Die Dunkelziffer bei dieser Art von Kriminalität ist sehr hoch, wir gehen davon aus, dass weniger als 5 % aller Taten überhaupt entdeckt werden„, so das Komitee. Neben weiteren Aspekten sind Vögel zudem auch zunehmend durch den Klimawandel bedroht.
Artensterben
Der Umweltverband äußerte sogar, dass das Artensterben neben der Klimakrise die größte Bedrohung weltweit sei. Demnach könnten in den nächsten Jahrzehnten bis zu einer Million Arten aussterben. Das Aussterben von Tier- und Pflanzenarten schreite fast 1.000 Mal schneller voran als die Entstehung neuer Arten. Diesmal seien nicht Naturkatastrophen verantwortlich, sondern der Mensch. Besonders problematisch sei die Zerstörung von Lebensräumen sowie die Verschmutzung von Luft, Wasser und Boden.
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