Bereits im Jahr 2050 sind schätzungsweise bis zu 160.000 elektrisch betriebene Flugtaxis in der Luft. Dies betonen die Studienautoren einer Erhebung aus dem Hause „Roland Berger“. Demnach befindet sich dieser Tage eine große Industrie im Entstehen, die jährliche Umsätze von fast 90 Milliarden Dollar pro Jahr generieren könnte.
Dass es sich hierbei keineswegs nur um eine realitätsferne Utopie handelt, das verdeutliche ein Blick nach China. Das Unternehmen EHang plant, alleine im Jahr 2021 600 dieser Flugtaxis zu bauen. Diese seien für den Passagiertransport sowie Frachtlieferungen gleichermaßen einsetzbar. Im Vorjahr liefen bei dem chinesischen Konzern lediglich 20 Flugtaxis vom Band – coronabedingt, wie es heißt.
Wie die Studie aufzeigt, steckten Investoren alleine im ersten Halbjahr 2020 907 Millionen US-Dollar in die Branche – und dies, obgleich die Pandemie der Luftfahrtindustrie stark zusetzte. Gegenüber 2016 habe sich die Investitionssumme mehr als verzwanzigfacht. Gemäß Roland Berger arbeiten dieser Tage etwa 110 Städte und Regionen an Lösungen im Bereich Flugtaxis.
Unterschiedliche Modelle
Zum jetzigen Zeitpunkt gebe es den Trend hin zu drei unterschiedlichen Flugtaxi-Typen: City-Taxis mit geringer Reichweite, Airport-Shuttles sowie Intercity Jets. Letztere könnten sogar Distanzen von bis zu 250 Kilometer zurücklegen.
Die Experten konstatieren, dass die Branche derzeit von unterschiedlichen Entwicklungen profitiert. Zum einen nehme die Akzeptanz in der Bevölkerung zu, zum anderen beschäftigen sich unterschiedliche Regulierungsbehörden verstärkt mit dem Thema, was zur Folge haben könnte, dass rechtliche Hürden bereits zeitnah überwunden werden.
Zahlreiche Start-ups und Unternehmen sind bestrebt, sich Marktanteile in besagter Branche zu sichern, doch mitunter klamme Kassen im Angesicht der Corona-Krise führen auch zu Veräußerungen. Das Unternehmen Uber verkaufte seine Flugtaxi-Sparte beispielsweise an den Flugtechnik-Entwickler Joby. Welcher Anbieter sich in der Breite wird durchsetzen können, das scheint noch schwer abschätzbar zu sein. Neben dem asiatischen Kontinent sind auch zahlreiche aussichtsreiche Vertreter in Europa sowie Nordamerika angesiedelt.
Schritt nach vorn
Auch der Volkswagen-Konzern untersucht Flugtaxi-Konzepte in einer Machbarkeitsstudie. Chef der VW-China-Sparte, Stephan Wöllenstein, spricht davon, dass die Wolfsburger mit einsteigen möchten, da der Zukunftsmarkt der individuellen Mobilität „nicht auf der Straße, sondern in der Luft stattfindet„.
Zwar könnten Flugtaxis schon bald in der Praxis angewandt werden. Der nächste Schritt in der Mobilität sind allerdings voraussichtlich autonom agierende Fahrzeuge – auf dem Boden, nicht in der Luft. Obgleich diesbezüglich technologisch bereits viele Meilensteine erreicht wurden, könnte eine flächendeckende Anwendung noch auf sich warten lassen – nicht zuletzt in Deutschland, allen voran aufgrund den Bedenken der Bundesbürger. „Der Deutsche geht gern auf Nummer sicher„, wie der ADAC betont, und gibt hierbei ungern die Kontrolle an ein hochgerüstetes Fahrzeug ab.
Bild von Lee Rosario auf Pixabay