Auf litauischen Wunsch begonnen am vergangenen Donnerstag (21. Dezember) Diskussionen in der EU darüber, ob die Sommerzeit „immer noch von Bedeutung“ sei. Der Premierminister des Landes ist der Meinung, dass die Zeit, diese abzuschaffen, gekommen sei.
Litauen sagte am Donnerstag, dass es die Europäische Union dazu bringen wolle, ihr Gesetz über die Sommerzeit abzuschaffen. Diese Maßnahme besteht darin, die Uhren früh am Frühlingsanfang um eine Stunde nach vorne zu stellen und sie im Herbst zur Standardzeit wieder zurückzustellen, damit das Abendlicht länger anhalte.
„Die Regierung hat beschlossen, Diskussionen innerhalb der EU darüber einzuleiten, ob diese Richtlinie noch von Bedeutung ist“, sagte Deividas Matulionis, Berater von Ministerpräsident Saulius Skvernelis. Viele Menschen sind tatsächlich der Meinung, dass die Sommerzeit nur unnötige Komplikationen schaffe. Eine aktuelle Meinungsumfrage ergab, dass 79 Prozent der 2,8 Millionen Menschen in Litauen gegen das halbjährliche Ritual waren.
Anfang dieses Monats forderten auch zwei irische Abgeordnete das Ende der Sommerzeit. Sean Kelly und Deirdre Clune argumentierten, dass „das Zurückdrehen der Uhren zu einer Menge Schwierigkeiten für Menschen mit leichtem Schlaf und zu vielen anderen Problemen führe.“ Sie fügten hinzu: „Menschen mit Autismus brauchen Wochen, um sich an die neue Zeit anzupassen.“
Die litauischen Außen- und Kommunikationsminister werden bald Konsultationen mit der EU-Exekutive und den Mitgliedstaaten aufnehmen. Auch führende Politiker in den EU-Mitgliedstaaten Finnland, Polen und Schweden haben die Sommerzeit kritisiert. Die Europäische Kommission sagte, dass sie „derzeit die Frage der Sommerzeit auf der Grundlage aller verfügbaren Beweise prüfe.“
Die Sommerzeit wurde erstmals 1907 im britischen Parlament von William Willett vorgeschlagen, um das Tageslicht voll auszunutzen zu können. In Deutschland wurde sie zuerst eingeführt. Diese Maßnahme ist nun mehr als 110 Jahre alt und doch bleiben ihre Herkunft und ihre Auswirkungen im Dunkeln.
Warum also noch daran festhalten? Ist mehr Vitamin D besser für Ihre Gesundheit? Sommerzeit-Befürworter sagen, dass die Zahl der Verkehrsunfälle dadurch sinken würde, weil die Menschen mehr Zeit draußen verbringen und dass die Energieeffizienz stiege, da wir weniger künstliches Licht brauchen – obwohl diese drei Argumente oft umstritten sind.
Aber macht die Sommerzeit wirklich einen Unterschied? Beweise deuten darauf hin, dass die Antwort nein ist. Zum Beispiel verlängerte die australische Regierung 2000 die Sommerzeit um zwei Monate, sodass die Olympischen Spiele in Sydney stattfinden konnten. Eine Studie der University of Berkeley, die kurz darauf veröffentlicht wurde, zeigte, dass diese Entscheidung keinerlei Auswirkung auf die Stromnachfrage hatte und dass sich die Nachfrage nicht reduzierte.
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