Damit Unternehmen Big Data Analytics erfolgreich nutzen können, braucht es keinen gelockerten Datenschutz, sagen Experten. Um das volle Potenzial von Big Data auszuschöpfen, müssen andere Faktoren beachtet werden. Das zumindest ergibt eine umfassende Studie des Bitkom e.V..
Ein Großteil deutscher Unternehmen spricht ihre Kunden heute auch auf digitalem Weg an. Immer mehr von ihnen setzen dabei mittlerweile auf moderne Analyse-Technologien. Ziel solcher digitalen Werkzeuge ist eine beständige Datenerfassung und Analyse, um Kunden besser zu verstehen und Angebote entsprechend auf sie ausrichten zu können.
Wie aber werden solche Tools von Unternehmen bisher eingesetzt? Sind die Daten, die aktuell erhoben werden dürfen, ausreichend? Immer wieder kommt aus der Wirtschaft die Forderung nach einer Lockerung des Datenschutzes, um das Potenzial von Big Data Analysen voll auszunutzen. Aber ist das auch nötig?
Big Data: Viel Kundenkontakt, aber mangelnde Analyse
Eine Bitkom-Studie hat nun den Einsatz von Big Data Analytics von Unternehmen untersucht. Es wurden mehr als 1000 deutsche Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern aus allen Branchen befragt. Die Ergebnisse zeigen, wie effektiv die Verwendung von Big Data Analytics sein kann. Aber eine erfolgreiche Nutzung braucht vor allem ein Umdenken der Unternehmen statt einer Anpassung des Datenschutzes.
Demzufolge setzen 96 % aller befragten Unternehmen mittlerweile digitale Kommunikation ein, um ihre Kunden anzusprechen. Dies beinhaltet Unternehmens-Webseiten und Webshops aber auch Werbekommunikationsmittel wie Newsletter oder Service Angebote wie ein digitaler Kundenservice. Auch Social Media oder andere digitale Communities spielen eine Rolle. Ebenfalls untersucht wurde der Einsatz von Suchmaschinenoptimierung, Online-Werbung oder Apps. Es wird deutlich, wie zahlreich die digitalen Kontakte, sogenannte Touchpoints, zwischen Kunden und Unternehmen sind. Trotzdem gaben nur 65 % der Unternehmen an, die gewonnenen Nutzerdaten auch zu analysieren.
Ein Fehler, wenn es nach Georg Klassen, Vorsitzender des Bitkom-Arbeitskreis Digital Analytics & Optimization, geht. Seine Prognose: „Wem es schon heute gelingt, die Wünsche seiner Kunden in der digitalen Welt besser zu verstehen, wird damit auch einen klaren Wettbewerbsvorteil erzielen können.“
Potenziale nicht ausgeschöpft
Des weiteren zeigt die Analyse deutlich, wo die Probleme bei der Nutzung von Big Data Analytics liegen. Denn die Daten, die zur Nutzeranalyse erhoben werden dürfen, werden laut Bitkom nicht effizient genutzt. Im Durchschnitt werden nur knapp 35 % der Daten analysiert, die durch digitalen Kundenkontakt entstehen. Das liegt unter anderem daran, dass sich die meisten Firmen auf Tools für die Webseitennutzung, wie Besucherzahlen oder beliebte Inhalte, beschränken. Die Nutzung von Werkzeugen zur Analyse von Social Media beträgt 12 %, 6 % analysieren die Nutzung von Apps und nur 5 % verwenden Tools, um ihre Angebote zu personalisieren und zielgruppenspezifisch aufzubereiten.
Erfolg hat, wer strategisch vorgeht
Allerdings führt der Einsatz von Big Data Analytics Tools allein führt nicht zu einer Umsatzsteigerung. Die Umfrage zeigt, dass es vielen Unternehmen häufig an Strategien zur Nutzung der Ergebnisse fehlt. Demzufolge verfolgen nur etwa 21 % eine konkrete Strategie zur Verbesserung der digitalen Kundenbeziehung. Weiter werden nur bei jedem dritten Unternehmen die Ergebnisse sinnvoll von verschiedenen Abteilungen wie Marketing oder Vertrieb eingesetzt. Besonders kleinen Unternehmen fehlt es häufig an Mitteln und Know-how, um umfassende Analysen durchzuführen.
Fazit der Bitkom-Studie: Die technischen Möglichkeiten einer Analyse der aktuellen Nutzerdaten sind zwar vielfältig, aber werden nur unzureichend von Unternehmen genutzt. Nur eine strategisch ausgerichtete Analyse und die volle Nutzung der entsprechenden Werkzeuge können effektive Erfolge erzielen. Die Verwendung von Big Data Analytics kann bereits heute, ohne eine Lockerung des Datenschutzes, große Erfolge erzielen. Man muss sie nur zu nutzen wissen.