In Anbetracht der Pandemie, die uns weiterhin im Griff hält, haben wir in unserem jüngsten Leitartikel einen raschen Überblick über die effizientesten Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie gegeben. Eine Botschaft hebt sich von den zahlreichen Beiträgen ab, die wir in letzter Zeit zum Thema COVID-19 veröffentlicht haben: „Eine Unze Prävention ist ein Pfund Heilung wert“. Als Präventivmaßnahme lohnt sich dabei besonders unsere Ernährung zu untersuchen. Hier sind die Gründe.
Ist Chloroquin die Heilung?
In Polen und Belgien wird das Arzneimittel schon problemlos verschrieben. Das bestätigten der Präsident des polnischen Amtes für die Registrierung von Arzneimitteln, Grzegorz Cessak, und Marc Wathelet, ein belgischer Arzt, in einem Interview. Dies ist jedoch nicht der Fall in Frankreich, wo es um Professor Raoult und seine umstrittene Methode viele Diskussionen gibt. Und doch, wie Jean De Kervasdoué zugibt: „Würde mein Test positiv ausfallen, so würde ich angesichts seines internationalen Rufs als Wissenschaftler, den ich auch als Jurymitglied bei der Auswahl des Universitätskrankenhauses bestätigt habe, die Verschreibungen von Professor Raoult ab dem Auftreten der Symptome befolgen“.
Montaigne bemerkte einst, dass „der Kontakt mit dem Verstand anderer unseren eigenen schärft“. Aus diesem Grund haben wir eine Reihe mit dem Titel „Die Raoult-Debatte“ ins Leben gerufen, um Experten ein freies Forum zur Meinungsäußerung zu bieten. In diesem Geiste erfolgten die Veröffentlichungen der Analysen von Marc Rameaux, einem unserer Leserschaft bereits bekannten Statistikers, sowie von Laurent Alexandre, ein in Frankreich weit bekannter Polemiker.
Erstgenannter verteidigt den in Marseille ansässigen Spezialisten für Infektiologie und vertritt die Ansicht, dass die RCT-Methode weit davon entfernt ist, absolut zu sein. In der Tat verdeckt sie bestimmte Überzeugungen, wie beispielsweise die „Neutralität des Zufalls“. Darüber hinaus ist Rameaux der Meinung, dass die evidenzbasierte Medizin, obwohl sie derzeit die beste verfügbare Methode ist, Beobachtungsstudien, wie Professor Raoult sie nennt, nicht ausschließen sollte.
Umgekehrt erhebt Alexandre eine vernichtende Anklage gegen die Intuition als potenziell irreführend, wenn nicht sogar nach potenziell tödlich. Er fordert, dass wir die Praxis der Medizin, wie sie in den 1970er Jahren praktiziert wurde, hinter uns lassen sollen, und spricht sogar von einem „Gilet Jaunes“-Effekt in der Medizin. Das Ausbleiben einer Modernisierung könnte schwerwiegende Folgen haben, behauptet er, da GAFA und BATX hoch innovativ sind und uns letztendlich kolonisieren könnten.
Dieser Konflikt ist noch lange nicht beendet. In Zeiten einer Pandemie erscheint es notwendig, so schnell wie möglich Lösung zu finden, denn in der Vergangenheit wurden zu viele Fehler gemacht. Diese Lösungen schließen sogar Religion ein, wie uns der Biologe Gabriel Wacksman in Erinnerung ruft. Aber was, wenn wir gänzlich an den falschen Orten suchen?
Wie man Fettleibigkeit und Typ-2-Diabetes vorbeugt
Die Pandemie traf uns sicherlich ohne Vorwarnung, aber sie machte die mangelnde Vorbereitung unserer Gesundheitssysteme deutlich und warf ein Licht auf die schlechten Gesundheitsbedingungen gefährdeter Bevölkerungsgruppen. Dies ist die These des berühmten britischen Chirurgen Aseem Malhotra, dessen Artikel „COVID-19 and the elephant in the room“ über 150.000 Mal angeklickt wurde – ein neuer Rekord für The European Scientist.
Laut Dr. Malhotra ist der „Elefant“ die Tatsache, dass das SARS-CoV-2-Virus zwei Arten von Menschen unverhältnismäßig stark betrifft: die Fettleibigen und Menschen mit Typ-2-Diabetes. Aus diesem Grund hält Malhotra es für klar, dass „für COVID-19 Vorbeugung nicht besser als die Heilung ist – Vorbeugung IST die Heilung, zumindest für die absehbare Zukunft“. Und Prävention beinhaltet die Verbesserung der Ernährung. Etwas, das man für die Welt von morgen im Auge behalten sollte.
Ausgangsbeschränkungen: eine Chance für bessere Ernährung
Da der größte Teil des Planeten in Selbstisolierung verharrt, ergibt sich die unerwartete Gelegenheit, Dr. Malhotras Empfehlungen ohne Verzögerung in die Praxis umzusetzen. Dementsprechend würde es sich auszahlen, sich etwas Zeit zu nehmen und bessere Entscheidungen bezüglich seiner Ernährung zu treffen. Zu diesem Zweck möchte ich die Gelegenheit nutzen, Ihnen ein ausgezeichnetes Interview mit Professor Legrand zur Lektüre an Herz zu legen.
Professor Legrand ist seines Zeichens Direktor des Labors für Biochemie und menschliche Ernährung im Institut Agrocampus-INSERM in Rennes und Autor von Coup de Pieds dans le Plat („Auf den Teller treten“). Für ihn wird eine gesunde Ernährung anhand von drei Punkten definiert:
- Gewährleistung der Ernährungsvielfalt, so wie es die omnivore Natur des Menschen erfordert, ohne Einschränkungen;
- eine angemessene Kalorienmenge (Portionsgröße);
- niemals die Bedeutung von Genuss und Gemeinschaft beim Essen vernachlässigen;
Seit einiger Zeit unternehmen Gesundheitsbehörden diverse Anstrengungen, um die Verbraucher in ihren Ernährungsgewohnheiten zu unterstützen. So werden derzeit viele Überlegungen über eine Ampel-Ernährungsetikette angestellt, die auf dem britischen System basiert.
In Frankreich wurde zum Beispiel eine großangelegte Kommunikationsstrategie um den sogenannten Nutriscore gestartet. Dieses System bewertet Lebensmittel aufgrund ihrer Nährstoffinhalte und unterteilt es in verschiedene Klassen – gekennzeichnet durch die Buchstaben A bis D und den Farben grün bis rot. Doch laut Professor Legrand sind „nicht alle französischen Experten“ darüber einig, wie nützlich der Nutriscore tatsächlich ist. Denn der von Nutriscore zur Bewertung verwendete Algorithmus berücksichtigt bestimmte Faktoren nicht. Das Resultat: Fett erhält durchweg eine schlechte Note, obwohl es nicht um den Fettkonsum per se, sondern um die konsumierte Menge an sich geht. Sollte man also lieber auf derartige Etiketten verzichten?
Nein, wenn es nach dem Experten der französischen Agentur für Ernährung, Umwelt und Arbeitsschutz geht. Es gibt bereits viele andere Systeme wie Nutricolors oder SAIN. Außerdem geht es vielmehr darum, Verbrauchern ein Instrument an die Hand zu geben, um verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen – ohne ihm Schuldgefühle einzureden oder bestimmte Lebensmittel zu verunglimpfen. Auch mangelt es nicht an Alternativen. Italien zum Beispiel hat ein neues Batterie-Punktesystem vorgeschlagen, formal als NutrInform bekannt. Derzeit wird es von der EU geprüft.
Das NutrInform-Etikettierungssystem gibt lediglich die Anzahl der Kalorien im gekennzeichneten Produkt sowie die Menge an Nährstoffen (Fett, gesättigte Fettsäuren, Zucker und Salz) an und stellt den Prozentsatz der empfohlenen Tagesdosis dar. Dieses System benachteiligt kein bestimmtes Produkt und zielt darauf ab, dem Verbraucher wesentliche Informationen zur Verfügung zu stellen, um zu einer gesunden Ernährung beizutragen.
Es besteht kein Zweifel, dass die Debatte um ein Allheilmittel oder einen Impfstoff gegen COVID-19 und zukünftige Pandemien noch lange andauern wird. Wir können jedoch diese Zeit der Beschränkung nutzen, um die uralte Maxime „eine Unze Prävention ist ein Pfund Heilung wert“ anzuwenden und die zusätzliche Zeit daheim nutzen, unsere Ernährungsgewohnheiten zu überdenken. So wäre selber kochen ein guter Ansatz, anstatt nach verarbeiteten Lebensmitteln oder gar Fertiggerichten zu greifen. Gute Angewohnheiten dieser Art helfen uns nicht nur bei der Bewältigung dieser Pandemie, sondern können uns auch in der post-COVID-19-Welt inspirieren.
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