Leben wir alle nur in einer Simulation? Einige Menschen sind zumindest der Auffassung, dass die Möglichkeit alles andere als unwahrscheinlich ist. Tesla-Chef Elon Musk beispielsweise betonte, dass die Chance, dass wir real sind, verschwindend gering ist. Konkret: eins zu einer Milliarde. Alexandre Bibeau-Delisle und Gilles Brassard von der Universität Montreal führten nun Wahrscheinlichkeitsabschätzungen durch, die Ergebnisse veröffentlichten sie Anfang März.
Dem Wissenschaftsteam zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit, dass wir in einer Alien-Simulation leben, „weit unter 50 Prozent„. Demnach sei es zwar von der Rechenleistung theoretisch möglich, uns Menschen mitsamt unseren Gedanken zu simulieren. Allerdings sind wir von einer Umwelt umgeben, welche ebenfalls physikalischen Gesetzen unterliegt. Nach Ansicht der Studienautoren wäre hiermit zu viel Aufwand verbunden, außerdem würden sich Fehler einschleichen.
„Die Hauptfaktoren für diese geringe Wahrscheinlichkeit sind der enorme Aufwand um die Umwelt einer Zivilisation überzeugend zu simulieren […] und die Tatsache, dass Simulationen rekursiv sein können„, wie es in der Erhebung heißt.
Keine eindeutige Absage
Prinzipiell sei es allerdings denkbar, dass die Simulatoren die Komplexität der Umwelt variabel anpassen. Demnach könnte die Detailtiefe bzw. die „Auflösung“ je nach Tätigkeit variabel erhöht werden. Ungeachtet dessen betonen die Wissenschaftler, dass mehr gegen als für eine simulierte Welt spricht.
Interessant sei hingegen der Umstand, dass wir noch immer kein außerirdisches Leben oder deren Sonden entdeckt hätten. „Wenn wir in einer Simulation mit vereinfachter Physik leben, werden wir solchen Sonden niemals begegnen„, so ihre Schlussfolgerung. Die Simulatoren würden sich diesen Aufwand schlichtweg sparen. Dass es noch keine Hinweise auf außerirdisches Leben gibt, kann ihrem Fazit zufolge als „überzeugendstes Argument für die Simulationstheorie gewertet werden„.
Unterschiedliche Szenarien
Doch nicht jeder teilt dies Einschätzung. Gemäß der philosophischen Simulationshypothese von Nick Bostrom ist es nicht nur denkbar, sondern sogar wahrscheinlich, dass wir eine von Menschen erschaffene Computersimulation sind. Sobald die Rechenleistung der realen Menschheit groß genug wurde, ist es denkbar, dass Menschen anfingen, Simulationen ihrer Vergangenheit zu betreiben.
Bostrom spricht in diesem Zusammenhang von einer Art „Ahnensimulation„. Gehirne könnten hier so detailliert virtuell nachgeahmt werden, dass sie Bewusstsein erzeugen und in etwa die Erlebniswelt des Simulators produzieren. Noch gebe es keine Gewissheit. Doch hinsichtlich weiterer Forschungsfortschritte gibt er sich optimistisch. So habe es vor 50 Jahren lediglich „Pong“ gegeben, und heute würden wir bereits virtuelle Realitäten in 3D simulieren. Diese mache es wahrscheinlich, dass wir irgendwann herausfinden werden, wie Gehirne völlig realistisch simuliert werden können. Allerdings nur gesetzt dem Fall, dass wir uns vorher „nicht selbst zerstören„.
Über jene konkrete Simulationshypothese hinaus gibt es noch weitere Varianten. Der Hacker George Hotz sowie Elon Musk glauben daran, dass es etwas wie die Menschheit in der Realität gar nie gegeben haben muss. Gemäß Hotz gibt es triftige Gründe, sich mit Simulationshypothesen zu beschäftigen. Sollten wir tatsächlich in einer Simulation leben, bestünde die Möglichkeit, diese zu hacken. Das wiederum könnte ermöglichen, die simulierte Realität weniger leiderfüllt und brutal zu machen.